Meine Mutter ist in ihrer Jugend aus der Kirche ausgetreten und nie wieder fromm geworden. Vor neun Jahren kam sie ins Pflegeheim. Ein katholisches hatte sich angeboten. Ich brachte ihr persönliche Sachen aus ihrer Wohnung, darunter ihren Kalender. Als ich ihn aufhängen wollte, rief sie energisch: "Nein, nimm ihn wieder mit!" Auf dem Blatt für den aktuellen Monat war eine kirchenkritische Karikatur, und meine Mutter fürchtete, die Pflegekräfte damit abzustoßen, was sich in ihrer Lage nicht empfahl. Sie machte sich nichts vor und handelte pragmatisch wie seit ihrer Jugend. Das lernt man, wenn man ungeschoren als praktizierender Jazz-Fan durchs Dritte Reich und als unverheiratete und beruflich selbstständige Frau mit unehelichem Kind durch den Mief der Adenauer- und Erhardzeit kommen will. Bald stellte sich übrigens heraus, dass ihre damals erworbene Taktik des Verhehlens im Pflegeheim nicht nötig war. Es ging dort offen und liberal zu, die meisten Katholiken des Westens sind heute nicht mehr reaktionär.
Heißt das, wir können aufatmen? Ich bin mir nicht sicher. Aus den Medien erfahre ich, dass Susanne Winkler in Österreich und Geert Wilders in den Niederlanden der Prozess gemacht werden soll. Empörung der Gutmenschen ruft unter anderem die Äußerung hervor, Mohammed sei ein Kinderschänder, weil er Aischa geheiratet hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war. Geht das für die Linksliberalen so in Ordnung? Oder weht der Wind aus der Zukunft? Wir Völker des Westens vergreisen, Deutschland, Österreich und die Niederlande könnten in zwanzig, dreißig Jahren islamisch geführte Alten- und Pflegeheime sein. Jazz-Platten wurden unter der Bettdecke gehört, der Vater des Kindes war kurz vor seiner Geburt gestorben und Mohammed ist der gute Onkel aus dem Morgenland.