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Als Deutscher gehöre ich einem vergreisenden Volk an. Immer mehr Alte, die vielen altjüngferlichen Frauen, kaum noch Kinder – das lässt mich nicht kalt. Wir erleben unseren biologischen Verfall, dem alles Lebendige unterworfen ist. Schon im Altertum wusste man: Omnia orta occidunt et aucta senescunt – Alles, was entstanden ist, geht zugrunde, und alles, was gewachsen ist, vergreist. Alles Gewachsene, sei es eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch, altert und stirbt. Das gilt auch für ein Volk, das ja aus sterblichen Menschen besteht. Den Römern ging es so, sie bekamen immer weniger Kinder, ihre Sprache Latein erlosch, ihr Reich ist untergegangen – und nun sind wir an der Reihe. Auch ein Deutscher in mittlerem Alter spürt, wenn er nicht gut im Verdrängen ist, dass er Anteil an diesem biologischen Verfall nimmt, besonders, wenn er keine Kinder hat, die ihn mit Lebendigkeit umgeben. Wenn ich aber sage, was Fakt ist und was ich auch empfinde: „Wir vergreisen, wir erleiden unseren biologischen Verfall, wie er allem Organischen bevorsteht“, so stelle ich mir mein Volk als Organismus vor, von dem ich ein Glied oder eine Zelle bin, als Körper, und der Begriff Volkskörper drängt sich auf. Da meldet sich ein Denkverbot: Volkskörper? Das ist doch NS-Deutsch, ein Unwort. Überhaupt: Ich begann diesen Artikel mit dem Gejammer: „Kaum noch Kinder“. Stimmt das denn? Es werden doch viele Kinder bei uns in Deutschland (und in Europa) geboren, wenn man die Migrantenkinder dazu nimmt. Aber sind sie wirklich alle „unsere“ Kinder, gehören diejenigen islamischen Jungen, die ihre deutschen Mitschüler als Schweinefleischfresser und unsere Mädchen und Frauen als Huren verachten, wirklich zu uns, wollen sie zu uns gehören, so dass wir sagen können: Wir sterben doch gar nicht aus! Seht her, wieviele Kinder wir haben! Das ist ja Rassismus, wirft man mir jetzt vor. Und mit der Vorstellung vom Volk als Körper hängt ein Denkverbot zusammen, ein Tabu. Aber zu meinen Vorbildern gehört Sigmund Freud, dessen Werk ohne die Bereitschaft, Tabus zu brechen und Gefühle zu verletzen, nicht entstanden wäre. Deshalb interessiere ich mich für diesen Begriff, statt ihn zu scheuen. Ist er ein Gewächs des braunen Sumpfes oder gab es ihn schon vorher? Ist er nur deshalb tabu, weil die Nazis ihn verwendet haben oder gibt es dafür noch andere Gründe? Was hat es mit ihm auf sich?

Die Nationalsozialisten haben sich jedenfalls gerne dieses Begriffs bedient, um Menschen „nichtarischer“ Abstammung und Regimegegner zu Außenseitern und Schädlingen zu erklären, zu Krankheitsstoffen, Parasiten oder Bazillen, die das deutsche Volk krank machen und schwächen, so dass es durch ihre Ausstoßung und Vernichtung wieder gesund und stark wird. Im ABC des Nationalsozialismus von C. Rosten (2. Auflage, 1933, S. 202) heißt es:

Am besten verständlich wird uns das Wesen des Judentums, wenn man seine Vertreter als Parasiten der Erdvölker betrachtet. Bei jedem Volke haben sie sich eingenistet, leben auf Kosten des Volkskörpers, schwächen diesen Körper, wie jede parasitäre Krankheit den Wirtskörper schwächt und verursachen dauerndes Unbehagen.                            (1)

Und Goebbels äußerte über die Akteure vom 20. Juli 1944:

Wir haben es hier mit dem beispiellosesten Verrat der deutschen Geschichte zu tun, der am nächsten Montag mit einem großen Landesverratsprozess vor dem Volksgerichtshof eine entsprechende Sühne finden wird. Ich persönlich, meine Parteigenossen, bin der Überzeugung, dass die Ausscheidung dieser Eiterstoffe aus dem deutschen Volkskörper zwar eine augenblickliche Schwächung hervorgerufen hat, auf die Dauer aber zu einer enormen Stärkung führen wird. Das ist genau wie beim menschlichen Organismus. Wenn irgendeine Eiterbeule auf die Dauer dem Menschen das Leben verleidet oder gar unmöglich macht, so muss sie aufgeschnitten werden.              (2)

Die meisten älteren Deutschen dürften, wenn sie Volkskörper hören oder lesen, an Rassenwahn und Ausrottungspolitik der Nazis denken. Also wäre Volkskörper NS-Deutsch, denn zu einem Begriff gehört nicht nur das Wort, also hier die Zusammensetzung aus Volk und Körper, sondern auch, was für Vorstellungen, für Assoziationen ein Wort bei den Menschen auslöst.

Nun gibt es die Vorstellung vom Volk als Körper auch außerhalb Deutschlands, und zwar schon lange vor den Nazis. Sie ist sehr alt. Wer sich für die Antike interessiert, dem ist vielleicht die Stelle bei Livius vertraut, wo der römische Geschichtsschreiber den Staat mit einem Körper, einem Organismus vergleicht. Das einfache Volk war, weil es die Ausbeutung und Bedrückung durch die Aristokraten nicht mehr ertrug, in einen Streik getreten und auf den Heiligen Berg ausgezogen. Mit dieser Klassenkampfaktion zwang es den Senat zu Verhandlungen:

Man beschloss also, Menenius Agrippa als Unterhändler zum Volk zu schicken. Er war ein redegewandter Mann und, weil er selbst aus dem Volk stammte, bei diesem beliebt. Er wurde ins Lager eingelassen und soll in der altertümlich-schlichten Art von damals einfach Folgendes erzählt haben:
Einst, als im Menschen noch nicht wie heute alles einheitlich verbunden war, als jedes der einzelnen Glieder des Körpers seinen Willen, seine eigene Sprache hatte, empörten sich die übrigen Glieder, dass sie ihre Sorge und Mühe und ihre Dienste nur aufwendeten, um alles für den Magen herbeizuschaffen. Der Magen aber liege ruhig mittendrin und tue nichts anderes, als sich an den dargebotenen Genüssen zu sättigen. Sie verabredeten sich also folgendermaßen: Die Hände sollten keine Speise mehr zum Munde führen, der Mund nichts Angebotenes mehr annehmen, die Zähne nichts mehr zerkleinern. Während sie nun in ihrer Erbitterung den Magen durch Aushungern bezwingen wollten, kamen die einzelnen Glieder alle zugleich mit dem ganzen Körper an den Rand völliger Entkräftung. Da sahen sie ein, dass sich auch die Aufgabe des Magens durchaus nicht in faulem Nichtstun erschöpfte, dass er ebensosehr andere ernähre, wie er selbst ernährt werde. Er bringe ja das Blut, das durch die Verarbeitung der Speisen gebildet wird und durch das wir leben und bei Kräften bleiben, gleichmäßig auf die Adern verteilt in alle Glieder des Körpers. Indem er durch den Vergleich zeigte, wie dieser Aufruhr im Körper Ähnlichkeit hatte mit der Erbitterung des Volkes gegen die Väter, soll er die Gemüter umgestimmt haben.                       (3)

Mit dem Vergleich eines Volkes mit einem Organismus hat Menenius Agrippa die (nur allzu berechtigte) Erbitterung des Volkes überwunden und es zur Versöhnung bereit gemacht. Er muss er eine Saite in den Gemütern der einfachen Menschen angeschlagen, an etwas in ihren Seelen appelliert haben, das stark genug ist, um durch Unrecht und Kränkung entstandene Klassengegensätze zu überwinden. Es ist die Sehnsucht nach nationaler Eintracht, und bevor wir diese Sehnsucht, wie wir Musterdeutschen das heute gewohnt sind, reflexartig verabscheuen oder belächeln, versuchen wir doch einmal, uns in die damalige Zeit hineinzuversetzen – das Streben, eine andere Zeit, andere Mentalitäten zu verstehen, ist ja keine Schande, sondern erweitert den Horizont.

Das römische Volk, damals noch jung und weit davon entfernt, eine Großmacht zu sein, war von starken Feinden umgeben. Ohne nationale Eintracht, ohne ein ausgeprägtes Nationalgefühl, das uns heute so suspekt ist, sondern von Bürgerkrieg geschwächt, wäre es damals unter Fremdherrschaft gekommen, vielleicht sogar zum Teil oder ganz in die Sklaverei verkauft worden. Sie hatten es nicht so behaglich wie wir, die kein auswärtiger Feind mehr bedroht.
Tun wir also den Begriff Volkskörper nicht ab, sondern sehen wir uns weitere Beispiele an!
Unter dem Eindruck der Antischahdemonstrationen und der Unruhen, die die Ermordung des Studenten Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967 in Westberlin auslöste, sagte der CDU-Abgeordnete Heinschke am 8. Juni im Abgeordnetenhaus von Berlin über die Linksradikalen:

Wenn der Blinddarm schmerzt und wenn die Qualen nicht mehr auszuhalten sind, dann bleibt nichts anderes übrig, als ihn herauszuoperieren, wenn man das eigene Leben nicht riskieren will.

Mit diesem Zitat sind wir nach unserem Ausflug in die römische Geschichte in die Nähe des Dritten Reichs zurückgekehrt. Der CDU-Mann will durch den Vergleich Volk = Körper den politischen Gegner nicht wie Menenius Agrippa zu Versöhnung und Eintracht bewegen, sondern zum zu liquidierenden Krankheitsherd erklären. Das ist Nazi-Mentalität, die in diesem Vergleich weiterlebt, und es ist kein Zufall, dass er aus der CDU kommt, der Partei, in der damals viele alte Nazis wie der damalige Bundeskanzler Kiesinger ihre neue Heimat gefunden hatten.
Vergleicht man aber Heinschkes Äußerung mit der oben zitierten aus dem ABC des Nationalsozialismus, stellt man doch einen Unterschied fest: Für Heinschke sind die linksradikalen Studenten, die ihm und seinen Berliner Wählern so auf die Nerven gehen, immerhin Fleisch vom eigenen Fleisch, der Blinddarm, während in dem Nazi-Zitat die Juden Parasiten sind, also Fremdkörper. Von nichts Fremden, sondern Eigenem will Heinschke den Volkskörper befreien, um ihn zu erlösen - das erinnert an eine Bibel-Stelle:

Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Ärgernis schafft, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser, dass du zum Leben lahm oder als ein Krüppel eingehest, als dass du zwei Hände oder zwei Füße habest und werdest in das ewige Feuer geworfen. Und wenn dir dein Auge Ärgernis schafft, reiß es aus und wirf’s von dir. Es ist dir besser, dass du einäugig zum Leben eingehest, als dass du zwei Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen.                                                                     (Matthäus 18, 7-9)

Den Menschen will eines seiner Glieder zu einer Sünde verführen, so dass er der ewigen Seligkeit verlustig zu gehen droht. Also muss er sich von ihm trennen, auch wenn es kein geringes Glied ist: Arm, Bein, Auge (oder ein symbolisch gemeintes bestimmtes Glied – Freud lässt grüßen!). Solch ein Verlust verkrüppelt – im Gegensatz zu dem des Blinddarms, der ja unnütz ist. Die Bibel-Stelle ist deshalb ehrlicher als das Heinschke-Zitat, weil sie von einem wirklichen Opfer für die Seligkeit spricht, während Heinschke das, was herausoperiert werden soll, tröstend zum Blinddarm verkleinert: kein Verlust! Mit dem Blinddarm meint Heinschke die radikalen Jugendlichen. Ihm, der in Kreuzberg beheimatet ist, und seinen Westberliner Wählern, denen er aus dem Herzen spricht, dürften sie besonders durch ihren Antiamerikanismus auf die Nerven gegangen sein. Die Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg, das Geldsammeln für den Vietcong auf dem Campus, die Eier und Mehltüten, die sie auf den US-amerikanischen Vizepräsidenten Humphrey schleuderten, als er Westberlin besuchte, überhaupt die Feindschaft gegen den american way of life mit seiner Konsumkultur, wozu auch die Aufforderung in Flugblättern zur Kaufhausbrandstiftung (4) gehört. Das alles muss Menschen wie den CDU-Mann Heinschke nachhaltig verunsichert haben, waren doch die USA die Schutzmacht, von der die Westdeutschen abhängig waren, was besonders für die Westberliner Insel im roten Meer galt. Wir Deutschen, 1945 besiegt, hatten nach der Enthüllung unserer ungeheuerlichen Verbrechen den Abscheu der gesamten Welt und eine Existenz als Paria zu gewärtigen, Morgenthau hatte entsprechende Pläne ausgearbeitet. Doch der Westen brauchte uns gegen den Kommunismus, es war die Chance, vom Paria, vom verteufelten Sünder, aufzusteigen zum Juniorpartner des großen Bruders USA, dem wir dafür unsere Seele verkauften, dessen Zivilisation und Lebensstil wir uns, heilfroh über diese Chance zur Errettung, kritiklos in die Arme warfen. Es kam zu einer Überidentifikation mit den Angloamerikanern, die Westdeutschland wohl bis heute prägt, vor allem die damals besonders schutzbedürftige Exklave Westberlin. Zum deutschen Wesen gehört aber ein tiefes Misstrauen gegenüber Kapitalismus und westlicher Zivilisation mit ihrer Unterhaltungsindustrie, ihrem Streben nach Comfort und Konsum, das wir natürlich, als wir uns den Westmächten bedingungslos verschrieben, verdrängen mussten. Verdrängtes aber ist nicht verschwunden, sondern wirkt auf anderen Wegen weiter, die Feindschaft gegen Kapitalismus, gegen die schöne, neue Welt der Konsumkultur und die amerikanische Dominanz erhob sich in Gestalt unserer radikalen Jugend – oft wird ja eine Einseitigkeit der Eltern durch ihre aufsässigen Kinder kompensiert, und je unwürdiger solch eine einseitige Haltung ist, je heftiger von ihr ein bedeutendes Prinzip missachtet wird, desto radikaler und wütender fällt deren Protest aus – Beispiel dafür ist die RAF, ein legitimes Kind der 68er Bewegung.
Unsere Feindschaft gegen Kapitalismus und schöne, neue Konsumwelt haben wir, um nicht in die Hölle der Paria-Existenz geworfen zu werden, sonders ins Paradies des american way od life als Juniorpartner der USA einzugehen, aus uns herausgerissen, es war ein Opfer, Herr Heinschke, aber was da aus uns herausgeschnitten gehört, ist es wirklich nicht mehr als nur der Blinddarm, dessen Verlust ja nicht verkrüppelt?

Juden müssten eigentlich auf den Begriff Volkskörper besonders allergisch reagieren; galten sie den Nazis doch als Parasiten, von denen man den deutschen Volkskörper befreien muss, damit er wieder gesund und stark wird. In der LTI, dem Standardwerk über die Sprache des Nationalsozialismus (5), findet man diesen Begriff jedoch wider Erwarten ohne negative Konnotation:

An jenem Abend der Königsberger Führerrede sagte mir ein Kollege, der Hitler wiederholt gesehen und gehört hatte, er sei davon überzeugt, dass der Mann in religiösem Irrsinn enden werde. Auch ich glaube, dass er sich wirklich für einen neuen deutschen Heiland zu halten bestrebt war, dass in ihm die Überspannung des Cäsarenwahns in ständigem Zwist mit Wahnideen des Verfolgtseins lag, wobei beide Krankheitszustände sich wechselseitig steigerten, und dass eben von solcher Krankheit her die Infektion auf den vom ersten Weltkrieg geschwächten und seelisch zerrütteten deutschen Volkskörper übergriff.

Victor Klemperer, dem die Nazis das Leben in Deutschland zur Hölle machten, klagt hier das deutsche Volk nicht an, sondern nimmt es in Schutz, bringt wie ein Anwalt entlastende Umstände vor: Der braunen Pest ist es gelungen, die Deutschen anzustecken, weil sie vom Ersten Weltkrieg physisch angegriffen und seelisch zerrüttet waren; eine körperlich und seelisch angeschlagene Person wird ja leichter Opfer einer Infektion.
„Das ist doch eine Ausnahme, die sich nicht verallgemeinern lässt!“, wird man gegen dieses Zitat aus der LTI einwenden. Es lässt sich jedoch die Äußerung eines anderen deutschen Juden anführen, die mit der Klemperers auffällig verwandt ist. Als es 2006 die NPD schon wieder über die 5%-Hürde schafft und in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern einzieht, schreibt Michel Friedman einen alarmierenden Artikel in der Welt vom 19.9., in dem er energisches Vorgegen gegen die Neonazis fordert:

Zehn Prozent Selbstständige haben in Mecklenburg-Vorpommern NPD gewählt. Die Rechten sind also nicht nur für Unterprivilegierte attraktiv. Alle demokratischen politischen Parteien wären gut beraten, wenn sie begreifen würden, dass diese gesellschaftspolitische Krankheit nicht durch Erklärungsrituale bekämpft werden kann und dass der Patient Deutschland nicht mehr mit Aspirin, sondern durch Antibiotika geheilt werden muss.

Wie bei Klemperer ist Deutschland Opfer einer Infektion, „Patient“ (von lateinisch patiens „erduldend, erleidend“), und wie Klemperer stellt Friedman sich das deutsche Volk als einen Körper vor, denn nur so funktioniert das Bild. Dass die archetypische, also angeborene Vorstellung vom Volk als Körper an dieser Metapher beteiligt ist, dürfte Friedman unbewusst sein; warum sie lebendig wurde, versuchen wir unten zu beantworten.
Der zitierte Satz ist aggressiv und fürsorglich zugleich.
Er enthält eine – wohl unbewusste – Vergeltungsfantasie, in der Friedman den Spieß umdreht: So, wie die Nazis seine Eltern als jüdische Schädlinge ansahen, aus der deutschen „Volksgemeinschaft“ ausstießen und umbringen wollten und wie jetzt die Söhne und Enkel dieser Nazis seine Existenz in Frieden und Sicherheit in Deutschland bedrohen, so ist es in dieser Fantasie umgekehrt: Die Neonazis sind die Schädlinge, die Viren, die den „Patienten Deutschland“ krank machen und denen das Antibiotikum den Garaus machen soll. Solch eine unbewusste Vergeltungsfantasie ist vollkommen verständlich und natürlich (6). Nicht um darauf herumzureiten, zitiere ich sie, sondern weil in ihr der Archetypus wirksam ist: die Vorstellung vom Volk als Körper.
Zugleich prägt den Satz ärztliche Besorgnis und Fürsorge, die dem deutschen Volkskörper gilt.
Nimmt Klemperer gegenüber dem deutschen Volkskörper die Position eines Anwalts ein, der ihn als seinen Mandanten in Schutz nimmt, so Friedman die eines besorgten Arztes, der ihn als seinen Patienten heilen will.  Beider Position ist von Fürsorge, nicht von Hass oder Verachtung geprägt – da muss Liebe im Spiel sein. In der Tat kehrten beide Deutschland nicht den Rücken, um stattdessen in Israel im eigenen, jüdischen Volkskörper zu leben.
Klemperer fühlte sich als Deutscher, liebte seine „arische“ Ehefrau, zählte sich aufgrund seiner Muttersprache zum deutschen Volk gehörig, und Ausdruck seines Patriotismus war zum Beispiel die Abneigung gegen die Amerikanisierung, „Entdeutschung“ der Westzonen (7), was mit ein Grund gewesen sein dürfte, DDR-Bürger zu werden.
Auch Friedman wollte aus freien Stücken in Deutschland leben und sich dort eine geachtete Position schaffen, beginnend unter anderem als Schulsprecher.
Es ist Liebe, und wenn sie selbst Juden dazu bringt, in dem Volk, das sie als Parasiten vernichten wollte, zu bleiben, muss diese Liebe stark, ja angeboren sein. Dazu findet sich eine Erklärung bei Sigmund Freud, der, angeregt von Le Bon (8) und Trotter (9), „in der Neigung zur Massenbildung eine biologische Fortführung der Vielzelligkeit aller höheren Organismen erblickt“ (10):

An einer psychologischen Masse ist das Sonderbarste dies: welcher Art auch die sie zusammensetzenden Individuen sein mögen, wie ähnlich oder unähnlich ihre Lebensweise, Beschäftigung, ihr Charakter oder ihre Intelligenz ist, durch den bloßen Umstand ihrer Umformung zur Masse besitzen sie eine Kollektivseele, vermöge deren sie in ganz anderer Weise fühlen, denken und handeln, als jedes von ihnen für sich fühlen, denken und handeln würde. Es gibt Ideen und Gefühle, die nur bei den zu Massen verbundenen Individuen auftreten oder sich in Handlungen umsetzen. Die psychologische Masse ist ein provisorisches Wesen, das aus heterogenen Elementen besteht, die für einen Augenblick sich miteinander verbunden haben, genaus so wie die Zellen des Organismus durch ihre Vereinigung ein neues Wesen mit ganz anderen Eigenschaften als denen der einzelnen Zellen bilden.                                                                                     (GW XIII, 77)

Solch eine Masse ist auch ein Volk, und unser angeborenes Bedürfnis, zu einem solchen zu gehören, muss also auf ein sehr frühes stammesgeschichtliches Entwicklungsstadium zurückgehen, als Einzeller sich zu einem vielzelligen Organismus verbanden, wodurch sie stärker und lebenstüchtiger wurden. Als Einzelzelle bist du hilflos, im Körper bist du geborgen und stark – diese Erfahrung muss sich unauslöschlich eingeprägt und vererbt haben, denn was Geborgenheit schenkt und stark macht, wird geliebt:

Nach allgemeiner Einsicht ist die Vereinigung zahlreicher Zellen zu einem Lebensverband, die Vielzelligkeit der Organismen, ein Mittel zur Verlängerung ihrer Lebensdauer geworden. Eine Zelle hilft dazu, das Leben der anderen zu erhalten, und der Zellenstaat kann weiter leben, auch wenn einzelne Zellen absterben müssen. Wir haben bereits gehört, dass auch die Kopulation, die zeitweilige Verschmelzung zweier Einzelliger, lebenserhaltend und verjüngend auf beide wirkt. Somit könnte man den Versuch machen, die in der Psychoanalyse gewonnene Libidotheorie auf das Verhältnis der Zellen zu einander zu übertragen und sich vorzustellen, dass es die in jeder Zelle tätigen Lebens- oder Sexualtriebe sind, welche die anderen Zellen zum Objekt nehmen …

So würde also die Libido unserer Sexualtriebe mit dem Eros der Dichter und Philosophen zusammenfallen, der alles Lebende zusammenhält.    (11)

Viele Juden wanderten aus Deutschland oder anderen Ländern wie zum Beispiel Russland oder Polen aus, um als Ersatz für das Volk, in dem man sie nicht heimisch sein ließ, in einem eigenen, jüdischen Volkskörper zu leben, und immer wieder liest man, dass Juden, die zum Beispiel in den USA leben, ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Existenz außerhalb Israels haben – das Bedürfnis, zu einem Volk zu gehören, nationale Gefühle überhaupt, müssen angeboren sein.

Doch wie verträgt sich diese angeborene Sehnsucht nach einem Volkskörper eigentlich mit Einwanderung? Gar nicht, sollte man meinen; obiges Zitat aus dem ABC des Nationalsozialismus gibt eine Einstellung und Praxis wieder, deren Ideal die Reinheit der Rasse, ein von „Fremdvölkischen“ gesäuberter Volkskörper ist. Zum Thema Einwanderung hat sich Helmut Schmidt als Bundeskanzler geäußert. Auf einer DGB-Veranstaltung in Hamburg, November 1981, sagte er: „Wir können nicht mehr Ausländer verdauen. Das gibt Mord und Totschlag“. Und zugeschrieben wird ihm der Spruch: „Die Ruhrpolen haben wir verdaut, also werden wir auch die Gastarbeiter verdauen“. Wieder haben wir ein Bild, das ohne das inkriminierte Wort Volkskörper auskommt, dem aber die Vorstellung vom Volk als Körper zugrunde liegt, sonst funktioniert es nicht. Im Unterschied zu den Nazis ist Deutschland für Schmidt durchaus ein aufnahmebereites Land, solange es sich nicht überisst. Der deutsche Volkskörper hat einen Magen, der Einwanderern – im Rahmen eines Diätplanes – offensteht, aber sie assimilieren, ihrer jeweiligen nationalen und religiösen Identität eine deutsche und europäische Identität überprägen will.
Einen verwandten Wunsch nach Assimilierung Fremder habe ich bei einem Römer der Spätantike gefunden: Sidonius Apollinaris. Ich zitiere aus einem seiner Briefe (IV,1), in dem es um die römische Schulbildung geht, die er zusammen mit seinem Cousin Probus, dem Adressaten, genossen hat. Schwärmerisch erinnert er sich an die gemeinsame Schulzeit. Die literarische und rhetorische Bildung in Kombination mit der erzieherischen Einwirkung durch die Lehrer hat ihn und Probus zu zivilisierten Menschen gemacht – ach, könnte man diese Bildung doch auch den Barbaren bringen:

(Unser Lehrer) hat unser noch ungefestigtes, zartes, rohes Jugendalter bald durch zurechtweisende Strenge gargekocht, bald durch heilsame Weisungen bekömmlich zubereitet. Aber was für Weisungen das waren - gütiger Gott -  und von welch hohem Wert! Wenn doch jemand, den es zur Philosophie zieht, sie den sumpfbewohnenden Sygambrern oder den vom Kaukasus stammenden Alanen oder den pferdemelkenden Gelonen brächte, so würden die steinernen Herzen und das froststarre Innere dieser viehischen und rohen Völker zweifellos erweichen, auftauen, und wir müssten ihre stumpfsinnige Wildheit, die wie bei Bestien töricht, primitiv ist und sich so leicht zur Raserei entflammt, nicht mehr verlachen, verachten, fürchten.

Eigentlich galt den Römern ein Volk schon als eingegliedert und befriedet, wenn es sich nicht gegen ihre Herrschaft erhob, seine Muttersprache, Sitten und Religion durfte es behalten, ihr Reich war multikulturell, verdauen und assimilieren im Sinne Helmut Schmidts war nicht ihr Ziel, weshalb Sidonius den Kenner der römischen Geschichte mit seiner Absicht, die Barbaren weichzukochen und bekömmlich zuzubereiten, zunächst überrascht. Verständlich wird sein Wunsch aber, wenn man die spätantiken Verhältnisse berücksichtigt, deren Repräsentant er ist. In seiner Heimat Gallien saßen Germanen: Burgunder, Goten, Franken, aber nicht als befriedete Völker: nein, sie bildeten Parallelgesellschaften, behielten ihre Könige und ihre Gesetze, und die Römer, die militärisch zu schwach waren, um sie zu beherrschen, mussten sich mit ihnen arrangieren, was Sidonius Apollinaris oft auf die Nerven ging und seinen Römerstolz kränkte (Werden auch wir bald in eine vergleichbare Lage kommen? Dass wir uns mit unserer islamischen Parallelgesellschaft arrangieren müssen, wenn es um bestimmte Regelungen, etwa um die Kleidung unserer Mädchen oder Biologieunterricht an unseren Schulen geht?).
Auf diesem Hintergrund wird jedenfalls Sidonius’ Wunsch nach Assimilierung der reichsfremden Barbaren an die römische Leitkultur, der so vorher nicht bestand, verständlich. Auch den so intolerant klingenden Äußerungen Schmidts dürfte die instinktive Furcht seiner deutschen Wähler, denen er ja aus dem Herzen spricht, zugrunde liegen, dass die Einwanderung, die die Deutschen in einer solchen Größenordnung noch nicht gewohnt waren, zu Überfremdung sowie Parallelgesellschaften, wie sie ja jetzt tatsächlich entstehen, führen könnte.
So, die deutsche Mehrheitsgesellschaft, das Subjekt dieses Eingliederungsprozesses, hat Verständnis bekommen, denn ohne Einfühlung bleibt Erkenntnis oberflächlich. Einseitig und ungerecht aber wäre es, sich nicht auch in die Objekte dieses Prozesses zu versetzen. Ich will es wenigstens versuchen!
Der deutsche Volkskörper hat also einen Magen! Und die Ruhrpolen hat er schon verdaut. Ihre Kultur, ihre Wurzeln in der alten Heimat, ihre Muttersprache haben sie aufgegeben und allenfalls Namen wie Schimaski behalten, aber Namen sind doch Schall und Rauch – Rülps! Und jetzt kommen die Muslime dran. Nicht nur integriert, sondern assimiliert, verdaut, der Leitkultur unserer schönen neuen Welt sollen sie unterworfen werden. Soll uns diese Nahrung bekömmlich sein, muss sie, wie es der Römer Sidonius für unsere Vorfahren gefordert hat, entsprechend zubereitet werden. Das geschieht hauptsächlich in den Schulen, sie sind sozusagen die Küchen der Nation. Gewisses Gemüse aber muss vor dem Kochen geschält oder sonstwie von störendem Äußerem befreit werden. Kartoffeln schmecken doch besser ohne Schale, und Erbsen müssen von ihrem unbekömmlichen Gehäuse befreit werden. Solch eine Schale oder Gehäuse ist zum Beispiel bei muslimischen Mädchen und Frauen das Kopftuch, und die Schule ist die Stätte, wo man ihnen gerne das Kopftuchtragen und anderes austreiben würde. Lehrerinnen ist es verboten, Schülerinnen bei uns (noch) nicht, aber schon im Nachbarland Frankreich – und da bilden wir uns ein, ihr Instinkt lasse sie nicht fühlen, dass wir ihnen in unseren Schulen ihre islamischen Werte austreiben wollen, damit sie so werden wie wir: zivilisiert, verzärtelt, dekadent?
Natürlich gibt es starke Argumente, Lehrerinnen (nicht Schülerinnen) das Kopftuch zu verbieten, aber dieser Essay käme mir unfair vor, hätte ich nicht versucht, auch die andere Seite zu verstehen.

Die Ideologie des Nationalsozialismus, dessen Propaganda Volkskörper als Schlag- und Totschlagwort benutzte, war biologistisch-materialistisch und metaphysisch-religiös zugleich. Animalische Stärke und Gesundheit galt den Nazis als das Höchste, Hitlerjungen sollten zäh wie Leder und flink wie Windhunde sein, physische Kraft galt mehr als Geist, der Turnlehrer kam an Bedeutung dem Latein- oder Deutschlehrer gleich, hohe Geburtenraten zählten mehr als Bildung. Biologistisch ist auch die Vorstellung vom Volk als Körper, der von Parasiten und Krankeitserregern frei gehalten werden muss, damit er gesund und stark bleibt.
Zugleich war der Nationalsozialismus Ersatzreligion, die sich an Stelle des Christentums drängen wollte, daher der Märtyrerkult, die Vergottung der germanischen Rasse, das deutsche Sendungsbewusstsein, deshalb maßten sich die Nazis auch etwas an, was zu versprechen der Religion vorbehalten ist: Ewigkeit. Sie floss aus der biologischen Zugehörigkeit des einzelnen „Volksgenossen“ zur deutschen Rasse: Als Glied einer sich ewig fortzeugenden Ahnenreihe hat er Anteil an der Unsterblichkeit:

Nicht um Wunder und Zeichen zu schauen, trafen wir uns an diesem feierlichen Ort, sondern um wieder in uns selbst zu spüren, dass wir Glied der gewaltigen Kette der Generationen deutschen Schicksals sind.
… Wir sind die Brücke von jener Zeit in deutsche Ewigkeit. Wie vergänglich ist das einzelne Leben, wie unvergänglich und erhaben ist der Geist, der weiterlebt in Tat und Werk. … unsere Ewigkeit ist unseres Volkes Leben!                                           (12)

 

Wer „deutsch“ ist, ist aus Gott, trägt Gottes Licht in sich als die Offenbarung der Ewigkeit, die von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben wird. Das ist der Sinn der Sippe und der Vererbung: die hohe Verantwortung den Vor- und Nachfahren gegenüber, als Glied einer Kette.    …
Wer also das „odil“, das „odal“ hat, die Gott geweihte Erde, der hat das Leben, die ewige Wiedergeburt des Lebens in seinem Geschlecht, in seinem körperlichen und geistig-seelischen Erbgute.                                 (13)

 

Wir haben den Weg in die Ewigkeit gefunden“, sagte Ley bei der Einweihung einer Hitlerschule im Anfang 1938. In Lehrlingsprüfungen ist eine tückische Fallstrickfrage nicht selten. Sie lautet: „Was kommt nach dem Dritten Reich?“ Antwortet ein Ahnungsloser oder Übertölpelter: „Das vierte“, dann lässt man ihn (auch bei guten Fachkenntnissen) als unzulänglichen Parteijünger unbarmherzig fallen. Die richtige Antwort muss heißen: „Nichts kommt dahinter, das Dritte Reich ist das ewige Reich der Deutschen.    (14)

Die Deutschen – so glaubten die Nazis – bilden einen Volkskörper und existieren ewig, ein unsterblicher Volkskörper also – das ist doch eine contradictio in adiecto! Ein Körper oder Organismus ist ein Gebilde der organischen Natur und deshalb sterblich. Schon die Alten wussten: Omnia orta occidunt et aucta senescunt. Alles Entstandene geht zugrunde und alles Gewachsene altert. Alles was entstanden und durch Wachstum groß geworden ist, sei es eine Pflanze, ein Tier oder ein Mensch, wird einmal alt und stirbt. Das gilt auch für einen Volkskörper, der doch aus sterblichen Menschen besteht. So schreibt der römische Autor Florus, der das umfangreiche Geschichtswerk des Livius zusammengefasst hat:

Wenn man also das römische Volk gleichsam als einen Menschen betrachtete und dessen Alter abschätzte, wie er einmal als kleines Kind angefangen hat, wie er herangewachsen ist, wie er gleichsam zu einer gewissen Reife seiner Jugend gelangt ist, wie er später geradezu ein alter Mann geworden ist, wird man vier Stadien finden. Die erste Altersstufe befand sich 250 Jahre lang unter der Herrschaft von Königen, Jahre, in denen das römische Volk unmittelbar rings um die Stadt mit den Nachbarn gerungen hat. Dies war seine Kindheit. In der Folge erstreckten sich von dem Konsulat des L. Iunius Brutus und Collatinus bis hin zu den Konsuln Appius Claudius und Marcus Fulvius 250 Jahre, in denen es Italien unterworfen hat. Aufgrund der Kämpfe war diese Zeit für die heranwachsenden Männer sehr aufregend; man kann sie gerade deswegen Jugend nennen. Dann folgten bis hin zu Caesar Augustus 200 Jahre, in denen es den ganzen Erdkreis befriedet hat. Dies war das rüstige Mannesalter des Reiches und gewissermaßen seine erwachsene Reife. Von Caesar Augustus bis zu unserem Jahrhundert sind nicht viel weniger als 200 Jahre vergangen, in denen die Trägheit der Caesaren gleichsam ein Vergreisen zeigte und ein Aufbrauchen der Kräfte …                               (15)

Verglichen mit der Unsterblichkeitsschwärmerei im Dritten Reich wirkt dieses Zitat angenehm nüchtern. Es zeugt vom Realitätssinn der Römer, durch den sie sich unter anderem von den Nationalsozialisten unterschieden und ihrem Reich eine Dauer von immerhin über einem Jahrtausend verschafften, wogegen die zwölf Jahre des Dritten Reiches die Zeitspanne einer Eintagsfliege sind.
Religionen wie das Christentum oder Ersatzreligionen wie der Nationalsozialismus, die Ewigkeit ohne Fäulnis, ohne Alterung versprechen, sind Reaktionen auf den biologischen Abbau, denn es ist menschlich, nicht wahrhaben zu wollen, dass Älterwerden, Nachlassen, Vergänglichkeit unser Schicksal ist. Da kauft sich der Mann, der in die Midlife-Crisis kommt, einen Geländewagen und macht Gewalttouren durch die Sahara. Oder er trainiert wie verrückt und nimmt an Marathonläufen teil. Solche Exzesse geben ihm das Gefühl, jung und unternehmend zu bleiben nach dem Motto Wer rastet, der rostet und verscheuchen den Gedanken an das Altern. Nicht nur bei Einzelpersonen, auch bei Völkern kommt das vor. Tullus, ein König der Römer, fand laut Livius (I, 22, 2), dass eine Kraftanstrengung in Gestalt eines Krieges ein Mittel gegen das Alt- und Schlaffwerden ist:

Senescere igitur civitatem otio ratus undique materiam excitandi belli quaerebat. / Weil er glaubte, die Bürgerschaft werde im Frieden altersschwach, suchte er überall nach einem Anlass, um einen Krieg aufflammen zu lassen.

Livius, der am Anfang der Kaiserzeit lebte, die laut Florus eine Periode des beginnenden Alterns war, überträgt natürlich die Sorgen seiner eigenen Zeit in diese römische Frühphase. Es war damals die herrschende Meinung, dass Frieden und Wohlstand zu Erschlaffung, Verweichlichung und Dekadenz führen und dass ein Krieg diesen Alterungsprozess aufhalten und dem Volkskörper wenigstens einen Teil der jugendfrischen Volkskraft seiner Frühzeit zurückgeben kann.

Anknüpfend an das damalige Menschenbild lässt sich Dekadenz als biologischer Abbau definieren, zu dem neben dem Altern des Volkskörpers durch immer weniger Kinder auch seine Schwächung durch Nachlassen der militärischen Tüchtigkeit aus Abneigung gegen Kriegsdienst, Verfettung und Verweichlichung als Folgen der Korrumpierung durch Frieden und Reichtum gehören. Das alles meint Livius, wenn er von „senescere civitatem otio“, vom Altern der Bürgerschaft im Frieden spricht. Dieses Menschenbild prägt auch den Asterix-Band Obelix GmbH & Co.KG, besonders die Szene, in der Caesar den Senat um Rat fragt, wie man das unbeugsame gallische Dorf kleinkriegt. Die Senatoren sind alternde Männer, verfettet und verweichlicht, denken nur ans Essen und sind völlig undynamisch geworden. Sie verkörpern den Abbau des römischen Volksorganismus, wie er am Anfang der Kaiserzeit zumindest in der reichen Oberschicht tatsächlich eingesetzt hatte. Einem von ihnen wirft Caesar angewidert vor:

"Ja, Sozialstatus, ich erinnere mich. Du warst ein junger, mutiger Tribun, rank und schlank und elegant… du hast eine Menge Gold von unseren Feldzügen mitgebracht… jetzt schau, was aus dir geworden ist." 

Und allen wirft er an den Kopf:

"Ja, ihr alle, seht nur, was euer Gold, euer Grundbesitz, eure Orgien aus euch gemacht haben! Ihr seid dekadent geworden."
 
Technokratus, der ihm verspricht, die unbeugsamen Gallier durch Reichtum zu korrumpieren, fragt er:

"Glaubst du, du könntest die verrückten Gallier in so was, wie das da, umformen?"

 wobei er angeekelt auf die Senatoren zeigt und von Technokratus eine bejahende Antwort erhält.

Für diese Szene gilt, was Goethe über Lichtenberg gesagt hat: „Wo er einen Spaß macht, liegt ein Problem verborgen“, ein Problem nämlich, das die Menschheit schon sehr lange beschäftigt: Vergreisung, Dekadenz, Untergang des Abendlands. Aufgeklärte Autoren schreiben gerne albern darüber, weil sie sich einbilden, respektloses Blödeln beweise Souveränität – sie stehen aber nicht darüber; das Vergreisen des Volkes, zu dem sie gehören, und als Folge die Einwanderung von Menschen mit antiaufklärerischer, archaischer Mentalität aus der Dritten Welt trifft auch sie. Zu dieser Sorte Blödelei gehört die besprochene Szene in Obelix GmbH & Co.KG nicht, sie ist ernst gemeint, ihr Esprit ist tief, nicht läppisch.
Die Asterix-Hefte spielen immer wieder geistreich auf die römische Geschichte an, in der Goscinny, der Textautor, bewandert sein musste. Zu der Szene, in der Caesar hofft, die Gallier kleinzukriegen, indem er sie durch Reichtum korrumpiert, könnte ihn Tacitus angeregt haben, der in seinem Agricola die Eroberung Britanniens durch die Römer behandelt und bedauert, dass die Britannier, die unter die Herrschaft der römischen Zivilisation gekommen sind, von ihr verdorben und schwach gemacht werden, so dass sie das Schicksal ihrer stammesverwandten, schon vorher unterworfenen Gallier teilen (11, 4):

Doch zeigen die Britannier mehr Wildheit, weil ja noch keine lange Friedenszeit sie verweichlicht hat; denn auch die Gallier haben sich einst im Kriege hervorgetan, wie wir vernommen haben; später drang mit der Muße Erschlaffung ein, und sie verloren mit der Tapferkeit auch die Freiheit. Dies eben widerfuhr auch den schon früher Besiegten unter den Britanniern; die übrigen sind noch, was die Gallier gewesen.
(Übersetzung: Robert Feger – Zweisprachige Reclamausgabe)

Dass die Zivilisation mit ihrem Geld und Luxus die Menschen korrumpiert und unkriegerisch macht, dürfte unter den Römern nicht nur „gesellschaftskritischen Intellektuellen“ wie Tacitus, sondern auch „Machern“ wie Agricola (16) bewusst gewesen sein, denn sie bemühten sich planmäßig, den Besiegten den roman way of life nahezubringen:

Der folgende Winter wurde auf sehr zuträgliche Maßnahmen verwandt. Damit sich nämlich die zerstreut lebenden und rohen und deshalb zum Kriege neigenden Menschen durch Wohlleben an Ruhe und Muße gewöhnten, drängte er sie persönlich und half ihnen von Staats wegen, Tempel, Märkte und Häuser zu errichten, lobte dabei die Bereitwilligen und schalt die Trägen: So wirkte Ehrsucht und Wettstreit statt Zwang. Fürstensöhne ließ er sogar schon in den edleren Wissenschaften erziehen und gab dem Talent der Britannier vor dem Eifer der Gallier den Vorzug, so dass sie, die noch eben die römische Sprache abgelehnt hatten, nach der Kunst der Rede verlangten. Von jetzt an kam auch unsere Tracht in Ansehen, und häufig trug man die Toga. Allmählich verfiel man auch auf die Reize der Laster: auf Säulenhallen und Bäder und üppige Gelage. Und dergleichen galt den Unerfahrenen für feine Bildung, während es doch ein Stück Knechtschaft war.   (21)
(Übersetzung: Robert Feger – Zweisprachige Reclamausgabe)

Die Zivilisation soll die Barbaren korrumpieren, indem sie sie mit Luxus, den die Menschen gar nicht brauchen, besticht: Säulenhallen, Bäder, Gelage. So werden sie zu Gefangenen des Systems, was ihnen nicht einmal bewusst ist, so gut werden sie manipuliert: „Und dergleichen galt den Unerfahrenen für feine Bildung, während es doch ein Stück Knechtschaft war“. Die Zivilisierung, Verweichlichung der Barbaren wird auch durch Urbanisierung gefördert: „Damit sich nämlich die zerstreut lebenden und rohen und deshalb zum Kriege neigenden Menschen durch Wohlleben an Ruhe und Muße gewöhnten, drängte er sie persönlich und half ihnen von Staats wegen, Tempel, Märkte und Häuser zu errichten“. Solch ein Versuch der Korrumpierung durch Urbanisierung ist auch Thema des Asterix-Bandes Die Trabantenstadt.

Um die Barbaren zu schwächen, wollen die Römer sie – wie es im obigen Tacitus-Zitat heißt – „durch Wohlleben an Ruhe und Muße“ gewöhnen; mit Muße übersetzt Feger das lateinische otium, das man auch durch Frieden wiedergeben könnte. Begegnet ist uns dieser Begriff schon in dem Livius-Zitat (I, 22, 2):

Weil er glaubte, die Bürgerschaft werde im Frieden (otio) altersschwach, suchte er überall nach einem Anlass, um einen Krieg aufflammen zu lassen.

Dieser Satz enthält natürlich auch Optimismus: Man kann etwas gegen das Altern tun (17), es aufhalten durch militärische Aktivität. Dieser Optimismus klingt auch kurz in der ansonsten nüchternen Florus-Stelle an, die wir oben zitiert, aber einen Teil des letzten Satzes weggelassen haben. Er sei nachgeholt:

Von Caesar Augustus bis zu unserem Jahrhundert sind nicht viel weniger als 200 Jahre vergangen, in denen die Trägheit der Caesaren gleichsam ein Vergreisen zeigt und ein Aufbrauchen der Kräfte, abgesehen davon, dass es (das römische Volk) unter dem princeps Trajan seine Arme bewegt hat und sich wider alle Erwartung das Greisenalter des Reiches noch einmal aufgebäumt hat, als sei ihm gleichsam noch einmal seine Jugend wiedergegeben worden.
(Übersetzung: Günter Laser / Wissenschaftliche Buchgesellschaft)

Florus meint die Dakerkriege, die seiner Ansicht nach das Altern des Römischen Reiches verzögert haben.
Wer rastet, der rostet – von dieser Angst lässt sich nicht nur ein einzelner Mann leiten, der, in die Midlife-Crisis gekommen, sein biologisches Nachlassen spürt und mit Sport, manchmal mit Extremsport, dagegen angeht, ganze Völker machen sich auf der Suche nach Verjüngung zu kriegerischen Unternehmungen auf.
Den Beginn der Dekadenz setzt Sallust mit dem Ende des Zweiten Punischen Krieges an, als die Römer nach dem Sieg über ihren gefährlichsten Feind viele Provinzen erobert hatten, aus denen Reichtum ins Land strömte und seine korrumpierende Wirkung entfaltete und den Prozess des Abbaus in Gang setzte (auch wenn er erst später, zu Beginn der Kaiserzeitt, spürbar wurde). Auch die Athener mussten nach dem Sieg über die Perser, als ihnen aus ihrem Reich, dem Attisch-Delischen Seebund, Gelder in Massen zuflossen und die breiten Schichten wohlhabend machten, die Möglichkeit eines solchen Abbaus - bewusst oder unbewusst – befürchtet haben, sonst hätte Alkibiades sie nicht zu einem militärischen Abenteuer überreden können, mit dem Athen sich übernehmen sollte, die Expedition nach Sizilien. Er mahnt sie, daran zu denken,

dass unser Volk, wenn es in Frieden verharrt, sich an sich selbst aufreiben, wie das auch sonst der Fall ist, und im Hinblick auf das allgemeine Können altersschwach werden wird. (18)

Das Schreckgespenst des biologischen Abbaus, das Alkibiades seinen Athenern an die Wand malt, um sie zu einer exzessiven militärischen Kraftanstrengung zu überreden, hat die Stadt einige Generationen später nach dem Fehlschlagen der Unternehmung tatsächlich ereilt, was ein von Stobaios (22, 43) überlieferter Ausspruch des greisen Redners Demokrates, „etwa zur Zeit der Schlacht von Chaironeia“, illustriert:

Als Demokrates im Alter keuchend zur Akropolis hinaufstieg, sagte er, ihm gehe es nicht anders als dem gesamten Athen – viel Geschnaufe und wenig Kraft.            (19)

Wir haben den nüchternen Tatsachensinn der Römer erwähnt. Er hielt sie von katastrophalen Abenteuern a la Alkibiades ab. Aber zumindest die Versuchung dazu ist an sie herangetreten in Gestalt Caesars. Bei Plutarch, in seiner Caesar-Biographie, lesen wir:

Von der Natur hatte Caesar Ehrgeiz und hochgemuten Tatendrang mitbekommen, so dass all seine vielen Erfolge ihn nicht dazu verlocken konnten, die Früchte seiner Mühen ruhig zu genießen, im Gegenteil, sie feuerten ihn an und stärkten sein Vertrauen in die Zukunft. In seiner Phantasie gestalteten sich immer gewaltigere Pläne, er sehnte sich nach neuem Ruhm, als sei der alte schon verbraucht und abgenutzt. Eine leidenschaftliche Unruhe erfüllte ihn, er war auf sich selber eifersüchtig wie auf einen Nebenbuhler und vom Wunsch besessen, die Taten der Vergangenheit in der Zukunft zu übertreffen. So war der Entschluss in ihm gereift, gegen die Parther zu ziehen, und die Vorbereitungen für das Unternehmen wurden schon getroffen. Er wollte, wenn er die Feinde niedergeworfen, durch Hyrkanien am Kaspischen Meer und dem Kaukasus hin um das Schwarze Meer herumziehen und ins Gebiet der Skythen einfallen, dann die Nachbarländer der Germanen und diese selbst bezwingen und schließlich durch Gallien nach Italien zurückkehren, um auf diese Weise den Kreis zu schließen und überall den Ozean zur Reichsgrenze machen.                                          (58)
(Übersetzung: Konrat Ziegler und Walter Wuhrmann /Zweisprachige Tusculum-Ausgabe)

Solche Pläne waren vermessen. Caesar wäre Roms Alkibiades geworden, der die Kräfte des Reiches überspannt und es in eine Katastrophe getrieben hätte. Rom stand nach der Zeit der Eroberungen in den Jugend- und Mannesjahren eine ruhigere Friedensperiode des langsamen Alterns bevor, denn ungestraft lässt sich das Expandieren über die Lebenswende hinaus nicht verewigen. Dass solche Pläne zu Beginn der Kaiserzeit in der Luft lagen und in Gestalt des princeps als Versuchung an die Römer herantraten, ist vielleicht kein Zufall, sondern Folge des unbewussten Wunsches, die Periode des allmählichen Altersabbaus, die laut Florus mit der Kaiserzeit beginnt, noch hinauszuschieben – auch in der oben besprochenen Szene aus Obelix GmbH & Co.KG sehen wir eine Diskrepanz zwischen einem unternehmungslustigen Caesar, der seine Grenzen nicht akzeptieren will, und einem dem ruhigen Genussleben der zweiten Lebenshälfte hingegebenen, undynamisch gewordenen Senat.
Und die überspannten Expansionsgelüste des Dritten Reiches, die aufflammten, als Deutschland auf dem Weg in die westliche Zivilisation war? Was war das letzte Ziel all der Exzesse, der Grausamkeiten? Böses Blut sollten sie machen und Feindschaft stiften, damit überall Krieg ausbricht und nicht mehr erlischt, damit die Deutschen nicht in Frieden und Zivilisation herunterkommen. „Wenn die Menschen im Garten Eden lebten, würden sie verfaulen“ formulierte Hitler (20) und es war nicht nur sein Menschenbild. Der Geburtenrückgang, an dem wir jetzt aussterben, hatte sich damals bereits in ersten Ansätzen bemerkbar gemacht und nicht nur Demographen alarmiert. Will man auf den Punkt bringen, was das Wesen des Nationalsozialismus war, was ihn antrieb – es war der Wille, zu verhindern, was jetzt geschieht: dass wir altersschwach werden und vergreisen, Hitlers Kriege waren ein Exzess der deutschen Midlife-Crisis, ein letztes Sich-Aufbäumen gegen den naturgemäßen Verfall – der Eintritt eines Volkes in die (westliche) Zivilisation ist der Beginn seines Alterns – kann man nicht verstehen, dass die Araber sich so agressiv dem Westen verschließen, zum Beispiel im Irak? Aber auch sie werden – wenn auch mehrere Generationen später - die natürliche Entwicklung nehmen, fragt sich nur, wie intensiv sie sich vorher noch dagegen empören - da blüht uns noch was.

Sich aufbäumen oder resignieren? Letzteres ist die philosophische Haltung, die ja auch vorkommt, zum Beispiel als Empfehlung in einer osmanischen Denkschrift aus dem 17. Jahrhundert, der Richtschnur des Verfahrens zur Heilung des Schadens von Khatib Celebi, einem gelehrten Schriftsteller und hohen Finanzbeamten. Anlass für ihre Abfassung gab Sultan Mehmed IV., der 1683 seine hohen Staatsbeamte, darunter den Autor, versammelte, um ihren Rat zu hören. Er war besorgt über die finanzielle Lage des Reiches und „richtete an den Wezir folgende Ansprache: ‚Unter der Regierung meines seligen Vaters, wie auch früher, haben die Einnahmen zur Deckung der Ausgaben hingereicht oder diese sogar überstiegen; meine Ausgaben sind nicht so groß wie die meines Vaters und die Einnahmen ganz dieselben; was ist also die Ursache davon, dass die Staatseinkünfte jetzt nicht mehr zur Deckung der Ausgaben hinreichen sollen, und woran liegt es, dass ihr das Geld für die Flotte und andere wichtige Dinge nicht aufbringen könnt?’ Der Großwezir erwiderte darauf: ‚Mein Padischah, die Ausgaben dieses hohen Reiches sind jetzt viel größer denn je, und darum reichen auch die Einnahmen nicht hin’.“ (21)
Celebi beschreibt in seiner Denkschrift die finanzielle Zerrüttung und andere Nöte des Osmanischen Reiches als Symptome von Altersschwäche. Wie Florus lässt  er ein Staatsgebilde in Analogie zu einem einzelnen Menschen mehrere Entwicklungsstadien durchmachen, und zwar „das Alter des Wachstums, das Alter des Stillstandes, und das Alter des Rückganges“ (22).  Seiner Ansicht nach befindet sich der osmanische Reichsorganismus im letzten Stadium, doch „wie der Arzt beim Menschen, so musste der Staatsmann beim Staat diese Anzeichen richtig deuten, eine angemessene Behandlung entwerfen und anwenden. Auf diese Weise konnte das Altern erleichtert und der Tod hinausgezögert werden, wie mit einer geschickten Heilkunst am menschlichen Körper, so mit einer fähigen Staatskunst am politischen“ (23) – wie Klemperer und Friedman will Celebi dem erkrankten politischen Körper ärztliche Fürsorge angedeihen lassen.
Geprägt war das ärztliche Menschenbild damals von der Viersäftelehre oder Humoralpathologie, die Abendland und Morgenland von der Antike (wichtigste Vertreter: Hippokrates und Galen) übernommen hatten. Danach bestand der menschliche Organismus aus vier Grundstoffen oder Säften: Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim. Sie ergänzen sich als Gegensätze; ist ihr Verhältnis ausgewogen, herrscht Eukrasie, das heißt, ein gutes Mischungsverhältnis und der Mensch ist gesund. Gerät diese Ausgewogenheit aus dem Gleichgewicht, kommt es zu Dyskrasie (schlechtes Mischungsverhältnis) und Erkrankung. Diese Viersäftelehre, der die uralte intuitive Erkenntnis zugrundeliegt, dass alles Leben aus Gegensätzen besteht, von denen keiner unterdrückt werden darf, überträgt Celebi auf den osmanischen Reichsorganismus, indem er die Säfte verschiedenen Schichten zuordnet. Das Blut, das mit dem pneuma zotikon, dem Lebensgeist, den gesamten Körper durchströmt und inspiriert, sind die Rechtsgelehrten, die gelbe Galle sind die Handelsleute, die schwarze Galle das Volk und der Schleim das Militär.
Zu einer Dyskrasie, einem krankmachenden Missverhältnis, ist es im osmanischen Staatskörper gekommen, weil das Heer sich gewaltig vergrößert hat und sein Unterhalt, besonders der Sold für die Infanterie, auf Kosten des einfachen Volks, der Bauern (die als schwarze Galle in der Humoralpathologie dem Element Erde zugeordnet werden), einem unerträglichen Steuerdruck ausgesetzt oft ihr Land verlassen müssen. Das Militär ist auf Kosten der Bauern angeschwollen, das heißt, der Schleim hat sich auf Kosten der schwarzen Galle vermehrt. Die Humoralpathologie setzt das zähflüssige Element Schleim mit dem Abend oder Winter des Lebens gleich, seine krankmachende Vermehrung deutet Celebi deshalb als Alterserscheinung, mit der man sich abfinden und die man bestehen lassen muss:

Wenn der Mensch über das Alter des Stillstandes hinaus ist, so nimmt, da die natürlichen Eigenschaften des Greisenalters Kälte und Feuchtigkeit sind und deren Grundstoff der Schleim ist, dieser letztere in jenem Alter notwendig überhand und übt seine Herrschaft aus. So oft er ausgeleert und niedergeschlagen wird, erzeugt ihn die Natur immer wieder von neuem, und auch die übrigen Lebenssäfte haben die Neigung, in Schleim überzugehen. Wenn daher ein Mensch in diesem Alter sich bemüht, den Schleim gänzlich zu unterdrücken und diese Unterdrückung in gleichem Maße zu erhalten, so ist dies eitel Spielerei. Ein solcher gleicht einem weißbärtigen Manne, der seinen Bart schwarz färbt und sich dann bemüht, ihn nicht wieder weiß werden zu lassen.                                           (Behrnauer, a.a.O, S. 125)

Das Alter anerkennen, statt seine Symptome künstlich zu unterdrücken oder durch Kosmetik verschwinden zu lassen, fordert der osmanische Gelehrte – seine Weisheit, sein Realitätssinn war, wie wir sahen, nicht allen Menschen und nicht allen Völkern gegeben.

Vergrößerung des Militärs als Alterserscheinung kennen wir aus der römischen Geschichte: In der Spätantike fehlte es wegen Geburtenrückgang und Verweichlichung, zu der Abneigung gegen Kriegsdienst gehörte, an Soldaten. Um die Altersschwäche des Reichsorganismus auszugleichen, mussten verstärkt Festungsanlagen gebaut und kriegstüchtige Barbaren als Söldner rekrutiert werden.  Beides war kostspielig und erhöhte den Steuerdruck auf die Bevölkerung, was zum wirtschaftlichen Niedergang beitrug.

Anschwellen des Militärs als Alterserscheinung – müssen wir es auch den USA diagnostizieren? Ihr Verteidigungsetat hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich vergrößert. Warum? Wenn das jemand in hundert Jahren erforschen will, wird er zunächst ratlos sein. Der Hauptfeind, der Warschauer Pakt, ist doch zusammengebrochen, nach dem Untergang des Kommunismus in der Sowjetunion und ihren Satelliten stehen die USA unangefochten als einzige Supermacht in der Welt da – wieso steigern sie ihre Militärausgaben noch? Was macht ihnen noch Angst?
Gut, da war der 11. September, ein Trauma, das nach Rache schrie, denn so etwas darf sich keine Nation gefallen lassen. Der Gegenschlag erfolgte auch. In Afghanistan. Die USA haben die Taliban besiegt – das Trauma müsste dadurch eigentlich ausgelöscht, die verletzte amerikanische Ehre wiederhergestellt sein, zumal die Taliban den Mythos der Unbesiegbarkeit hatten: weder die Briten damals, noch die bis an die Zähne bewaffneten und nicht durch Rücksicht auf Menschenrechte behinderten Sowjets konnten sie unterwerfen. Die USA müssten sich doch als Sieger fühlen. Warum schwillt ihr Militärapparat trotzdem an, warum haben sie auch noch den Irak angegriffen, der mit dem 11.9. nichts zu tun hatte?
Fühlen sich die Amerikaner doch nicht als Sieger auf der ganzen Linie, nagt da vielleicht ein geheimes Unterlegenheitsgefühl, das Triumphstimmung, ein unbeschwertes Gefühl von Souveränität nicht so recht aufkommen lässt?
Das Anschwellen des Militärs und der Irakkrieg gehören zur Konfrontation Westen-Islam. Die USA sind den Muslimen militärtechnisch überlegen, aber nicht moralisch und biologisch. Die weiße Führungsschicht bekommt immer weniger Kinder, jeder gefallene US-Soldat ist ein kaum zu verkraftender Verlust, war er doch zu oft der einzige Sohn, ja das einzige Kind. Muslime verschmerzen ihre Gefallenen leichter, weil sie mit vielen Kindern gesegnet sind. Kommt ein Sohn im Kampf um, trösten sich die Eltern mit seinen fünf, sechs, sieben Geschwistern, vielleicht auch mit Nr 8, das unterwegs ist. Und ihren Menschenreichtum setzen die Muslime auch ein (24): Die Luftschläge vom 11.9. wären ohne Selbstmordattentäter nicht möglich gewesen, Selbstmordattentäter zermürben die US-Army im Irak. Nur ein vor Jugend und Gesundheit strotzender Volkskörper ist zu solch verschwenderischen Kraftausbrüchen fähig. Den Römern war es auch so ergangen. Wegen Verweichlichung und Armut an Kindern fehlte es ihnen an tüchtigen Soldaten. Ihre Feinde, die Germanen, waren von Dekadenz noch nicht angekränkelt. Sie hatten so viele Kinder, dass sie auch schwere Niederlagen wieder ausglichen, sobald die Neugeborenen zu kriegstüchtigem Alter herangewachsen waren – die Alamannen zum Beispiel bezeichnet ein antiker Historiker als reparabilis gens, als regenerationsfähigen Volksstamm (25). Für westliche Nationen sind schon einige tausend gefallene Soldaten ein kaum zu verkraftender Blutzoll, der sie alt aussehen lässt. Die vergreisende weiße Führungsschicht in den USA spürt unbewusst ihre Altersschwäche und will sie durch militärische Aufrüstung kompensieren. Auch der Irak-Krieg ist eine – desaströse – Trotzreaktion gegen das Schwinden der Überlegenheit über die Welt des Islam. Wie gut, dass wir Deutschen da nicht mitgemacht haben, möge es uns weiterhin gegeben sein, uns von fragwürdigen Eskapaden fernzuhalten und in Würde zu altern. 

Doch zurück zu den Osmanen!
Die Parallele zwischen dem Niedergang des römischen und des osmanischen Reichsorganismus fällt ins Auge. Trotzdem müssen wir uns fragen: Waren die Osmanen dekadent wie die Römer? Krankten sie an Geburtenrückgang und Verweichlichung? Sehen wir uns an, was Busbecq, der habsburgische Gesandte in Istanbul, im 16. Jahrhundert in seinen Briefen aus der Türkei, einer wichtigen Quelle zur osmanischen Geschichte, berichtet:

Die türkische Seite verfügt über die Ressourcen eines mächtigen Imperiums und über eine ungeahnte Stärke. Die Türken sind gewöhnt zu siegen, können Strapazen ertragen, sind geeint, diszipliniert, genügsam und stets wachsam. Auf unserer Seite gibt es dagegen nur die Armut der Massen, privaten Luxus Einzelner, wenig Kraft, kaum Mut, keine Ausdauer und schlechte Ausbildung. Die Soldaten widersetzen sich den Befehlen, die Offiziere sind habgierig, Disziplin wird verachtet, Zügellosigkeit, Leichtsinn, Trunkenheit und Ausschweifungen sind an der Tagesordnung.                                (26)

Nach Verweichlichung klingt das aber nicht! Und von osmanischem Geburtenrückgang berichten die Chronisten auch nichts, noch heute ist der türkische Volkskörper von Vergreisung weit entfernt. Hat die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zerrüttung der Osmanen andere Ursachen als bei den Römern? Der Niedergang, der unter Sultan Süleyman (1520 - 1566) beginnt, ist sehr komplex, wird unter Historikern kontrovers diskutiert und gilt noch nicht als entgültig erforscht. In diesem Essay soll nur eine der vielen Krisenerscheinungen herausgegriffen werden: Die Vergrößerung des Militärs, deren Kosten durch erhöhten Steuerdruck besonders die Landwirtschaft schädigt.
Die meisten Forscher führen den Niedergang auf die Modernisierung, das heißt, die wirtschaftlichen und technischen - auch militärtechnischen - Neuerungen des Westens zurück, die das Morgenland nicht oder zu wenig mitmachte und deshalb dem Abendland unterlegen wurde. Frühkapitalismus, Aufschwung des Geldwesens und der Manufakturen, Förderung des Handels durch Entdeckung neuer Seewege und Kontinente, Belebung der Wirtschaft durch Einströmen von Gold und Silber aus Amerika, Erfindungen wie Buchdruck, militärische Neuerungen wie Söldnerheere und Feuerwaffen, die effektiver als die Ritterheere des Mittelalters waren, das alles machte den Westen der Welt des Islams überlegen.
Wir beschränken uns auf das Heerwesen. Spätestens die militärischen Niederlagen, die die Osmanen vor Wien einstecken mussten, hatten ihnen klar gemacht, dass sie militärische Neuerungen vom Abendland übernehmen mussten. Sie taten es auch: Feuerwaffen wurden eingeführt und die infanteristischen Truppen verstärkt, während die berittenen Krieger, die Sipahis, an Bedeutung verloren. Doch die Fußtruppen mussten besoldet werden (während die Ritter, die Sipahis, von ihrem Lehen lebten), was nur zu leisten was, wenn wie im Westen frühkapitalistische Tendenzen, also Förderung von Manufakturen, profitorientierte Politik (Merkantilismus), überhaupt eine geldorientierte Mentalität Einzug gehalten hätten – doch da zogen die Osmanen nicht so recht mit. Was den Westen überlegen machte, die Modernisierung, also die Entwicklung von Wissenschaft und Technik, ermöglichten „Erfindergeist und die Experimentierfreudigkeit der Europäer“ (27), wofür die Haupttriebfeder doch Gier nach Reichtum und Anbetung des Geldes war, eine Mentalität (28), die in die Dekadenz führt und in der Welt des Islam verabscheut wird, weswegen zum Beispiel das Zinsnehmen als Wucher verpönt ist (29). Das dürfte eine der Hauptursachen gewesen sein, warum die Osmanen dem Westen zu spät, zu langsam und nur halbherzig nacheiferten.
Nicht von Altersschwäche wurde das Osmanische Reich gestresst, sondern durch Überlegenheit eines Konkurrenten, desen unedle Methoden man sich nicht zu eigen machen wollte, da sie den Charakter verderben.
Außerhalb der Vorstellungskraft lag es für einen Khatib Celebi und die meisten seiner Zeitgenossen, dass es, um dem Westen gewachsen zu bleiben, nicht genügt, die Armee ebenfalls mit Feuerwaffen auszurüsten und die Fußtruppen zu verstärken, sondern dass ein stehendes Heer unterhalten, der Musketier, der Kanonier besoldet werden muss (und zwar am besten ständig, sonst schließt er sich, um nicht zu verhungern,  einem plünderndem Räuberhaufen an), wozu aber der osmanische Staat sehr viel Geld braucht, sich also wirtschaftlich und technisch weiterentwickeln muss, was nur geht, wenn die Osmanen andere Menschen werden, wenn in ihrer Seele Männlichkeit, Tapferkeit und Tugend abdanken zugunsten von dem, was den Westen zu seinen Neuerungen trieb, Gier nach Reichtum und Anbetung des Geldes. Solch ein Ansinnen dürfte für Khatib Celebi undenkbar gewesen sein, deshalb zog er für die Zerrüttung des Reichsorganismus die pessimistische, ja herabstimmende Erklärung vor, das Reich der Osmanen sei ins Greisenalter gekommen.

Wir gelangen ans Ende unseres Nachdenkens über die Vorstellung vom Volk als Organismus und seine Vergänglichkeit. Sollte ich die arrogante Überzeugung vieler aufgeklärter Leser, eine Nation nicht nötig zu haben, darüber zu stehen, vom „demographischen Faktor“, wie man es gerne dezent formuliert, nicht betroffen zu sein, wenigstens bei einigen ins Wanken gebracht haben, wäre das Hauptziel dieses Essais erreicht. Denn niemand steht darüber! Auch wenn er es sich und den anderen vorzumachen versucht, erinnern seine Anstrengungen an die Fabel vom Fuchs und den sauren Trauben.
Was ist denn, wenn die kinderlose Feministin ins Pflegeheim kommt und von einer islamischen Mutter gefüttert wird, die Kopftuch trägt und sie als Kind der dekadenten westlichen Zivilisation verachtet? Oder der schwule Pflegefall, dessen Hintern ein arabischstämmiger Zivi auswischt, den das westliche Sündenbabel so anekelt, dass er den 11.9. begrüßt hat und stolz wäre, wenn einer seiner künftigen Söhne auch solch ein Todespilot wird? Geborgenheit brauchen wir, nicht nur in der Familie, sondern auch im Gesellschaftsorganismus. Machen wir uns nichts vor! Geh ich zum Beispiel in den Kölner Kaufhof, um mir im Kellergeschoss etwas zum Abendessen zu kaufen und sehe inmitten des dekadenten Überflusses an Delikatessen alle die hinfälligen Alten, dann sehe ich in den Spiegel und werde depressiv. Denn an diesem Verfall habe ich Anteil, zu diesem vergreisenden Volkskörper gehöre ich.
Bin ich zu pessimistisch? Sind die Feinde des Westens unter den Migranten eine relativ wenig gefährliche Minderheit? Leben und arbeiten die meisten oder viele von ihnen gerne bei uns? Sehe ich zu schwarz?
Vielleicht haben wir Deutschen doch eine Zukunft in der Euroregion Germany, wie ja auch das Römertum nicht spurlos verschwunden ist, sondern weiterlebt in den Sprachen und Kulturen Frankreichs, Italiens, Spaniens, Portugals und Rumäniens – in anderer Gestalt und vermischt mit anderem, darin aufgegangen. Wenn wir eine Zukunft haben wollen, müssen wir uns den Migranten zuwenden und von dem Ideal eines homogenen deutschen Staatsvolkes, eines deutschen Volkskörpers mit kräftiger Verdauung, Abschied nehmen – aber dazu ist Trauerarbeit nötig, und dazu gehört Anerkennen des Verlustes, nicht seine Verleugnung. Dass wir schrumpfen, vergreisen, aussterben – dem müssen wir ins Auge sehen und unseren Schmerz darüber zulassen und artikulieren – Beschwichtigen, Schönreden ist falsch. Zu Recht wird die Ausbürgerung des Todes in unserer Zivilisation beklagt: dass wir unsere Alten ins Heim stecken und sie nur ungern besuchen, weil wir den Anblick ihres Verfalls, der uns an Verfall überhaupt, auch an unseren eigenen, erinnert, nicht ertragen – in analoger Weise wollen viele den deutschen Volkstod nicht wahrhaben – durch Verdrängung aber meistert man die Zukunft nicht.

1) Zitiert nach: Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus, 1998, Artikel Volkskörper

2) Goebbels Reden, hg. H. Heiber, Bd 2, 1972, S. 373, zitiert nach Cornelia Schmitz-Berning, a.a.O.

3) Livius II, 32, 8-12, Übersetzung: Marion Giebel (zweisprachige Reclamausgabe)

4) Diese Aufforderung zur Kaufhausbrandstiftung (die später in Frankfurt in die Tat umgesetzt wurde), muss Heinschke Sorgen bereitet haben, denn er erwähnt sie in seiner Rede (Stenographischer Bericht, S. 166)

5) Victor Klemperer: LTI. Notizbuch eines Philologen. Kapitel VIII: Zehn Jahre Faschismus. (LTI ist Abkürzung für Lingua Tertii Imperii „Sprache des Dritten Reichs“)

6) Mein Menschenbild ist stark von Sigmund Freud geprägt, der zum Beispiel entdeckt hat, dass der Sohn den verdrängten Wunsch hat, seine Mutter zu heiraten und seinen Vater als Konkurrenten zu kastrieren oder zu töten (Ödipus-Konflikt). Solche unbewussten Absichten, die man bei jedem Sohn findet, sei der Vater brutal oder ausgesprochen lieb, sind völlig normal – so hat der verdrängte Wunsch eines Juden, Nazis zu töten, für mich überhaupt nichts Pathologisches.

7) Vgl. Stalins Genialität in Der Spiegel vom 4.3.1996 (Nr 10)

8) Le Bon: Psychologie der Massen

9) W. Trotter: Instincts of the Herd in Peace and War. London 1916

10) Sigmund Freud: Gesammelte Werke, XIII, 94

11) Sigmund Freud: Gesammelte Werke, XIII, 53f.

 12) Das Schwarze Korps, 8. Juli 1937, S. 2

13) Hermann Wirth: Was heißt deutsch? Jena 1939. Zitiert aus: L. Poliakov, J. Wulf: Das Dritte Reich und seine Denker. Dokumente. 1959, S. 244

14) Victor Klemperer: LTI, Kapitel XVIII Ich glaube an ihn

15) Praefatio 4-8; Übersetzung: Günter Laser (Wissenschaftliche Buchgesellschaft)

16) Agricola, dessen Leben und Charakter Tacitus in seiner gleichnamigen Schrift beschreibt, war der Schwiegervater des Autors und als Politiker und Militär maßgeblich an der Unterwerfung der Britannier beteiligt.

17) Diese Formulierung verdanke ich Reinhard Häussler: Vom Ursprung und Wandel des Lebensaltervergleichs (in: Hermes 92 (1964)), S. 329

18) Thukydides VI, 18, 6; vgl. Reinhard Häussler, a.a.O., S. 325, dem ich auch andere wichtige Anregungen verdanke

19) Übersetzung nach R. Häussler, a.a.O, S. 324

20) Vgl. Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie. 1973, S. 831f.

21) W.F.A. Behrnauer: Hagi Chalfa’s Dusturu’l-amel. Ein Beitrag zur osmanischen Finanzgeschichte. In: Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft XI (1857), S. 113

22) Vgl. Einleitung der Denkschrift, die Behrnauer a.a.O. übersetzt hat

23) Bernard Lewis: Die politische Sprache des Islam ( aus dem Amerikanischen übersetzt von Susanne Enderwitz)Hamburg 2002, S. 50

24) Eine Gynäkologin, die im Kosovo wirkte, berichtet über die Frauen der mehrheitlich muslimischen Kosovo-Albaner:„Wenn man sie auf ihre vielen Kinder anspricht, dann sagen sie, eins war immer für Milosevic bestimmt. ‚Wir wussten immer’, erklären sie, ‚dass Milosevic uns auslöschen will. Deshalb haben wir immer ein Kind mehr bekommen, weil wir dachten, eins bringt er sicher um.’ „                        (taz, 27.4.1999, S. 4)

25) Ammianus Marcellinus 27,10,5

26) Bernard Lewis: Der Untergang des Morgenlandes. Warum die islamische Welt ihre Vormacht verlor (aus dem Englischen von Bringfried Schröder und Marita Kluxen-Schröder) Bergisch Gladbach 2002, S. 16f.

27) Bernhard Lewis: Der Untergang des Morgenlandes, S. 34

28) Nach der Freudschen Psychoanalyse der Analcharakter, ein moralisch minderwertiger und unreifer (regressiver) Charakter

29) Vgl. zum Beispiel: Sayyid Qutb and Islamic Activism. A Translation and Critical Analysis of Social Justice in Islam. By William E. Shepard. Leiden, New York, Köln, Kapitel 6.     Sayyid Qutb (1906 – 1966) ist ein bedeutender Vordenker der Islamisten.

   
 
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