Ich habe dich mit Einfühlung begnadet. Du hast in jede Seele, die dir bloßlag, nur Gift, nicht Rat und Trost geflößt. Zehn Leben sollst du leben als Geschmeiß.
Mama hat eine Spinne mit ihrem Gift gelähmt, lebendig begraben und mich hineingezeugt. So war mein Essen immer frisch. Ich muss wohl fünfmal so geboren werden, bis mir das schmeckt. Ich mag dies Leben nicht. Ich muss dies Leben mögen, sonst bin ich undankbar. Für mich hat Mama ja ihr Leben eingesetzt und einen Martertod riskiert, denn machmal siegt die Spinne.
Ach, die zwei Riesenmädchen da im Freibad! Darf mich schon Mama nicht selbst ausbrüten - in die soll sie mich zeugen, ganz nah der Lunge. Ich tu dir nicht weh, ich nage nicht an deinem Fleisch. Nur ein paar Tröpfchen Blut am Tag sind schon genug - Kinderblut: frisches Blut, Riesenblut: Powerblut! Die Nacht wird lang. Dein Atem wiegt mich sanft in unsren Schlaf. Die Sonne scheint. Du spielst so ausgelassen, tollst herum, saugst gierig Luft ein, Luft mit deinen jungen Lungen, Riesenlungen, Luft, in der ich fliegen werde, wiegt und wogt mich, weiter so!
Dann beiß ich mich heraus. So drei, vier Bisse, das tut ein bisschen weh, ist aber nichts mit einer Menschenniederkunft verglichen. Vergiss die Zwergenwunde, sieh deinem Kind mit stolzem Blick nach, du junge Mutter, wie es mit frischem Schwarz und Gelb ins Leben fliegt! Schenkst du mir, lieber Gott, solch eine Neugeburt, wenn ich mein Wespentum treu deinem Plane lebe?
Du Riese bist der Vater der einen, nicht wahr? Ach, ich errate deinen Kummer! Dein Kind wird flügge, und du bist abgemeldet. Diese Freundin ist jetzt Nummer Eins. Da sitzen sie im Gras und stecken die Köpfe zusammen. Was habt ihr denn zu kichern? Heckt ihr was aus? Soll da was steigen hinter seinem Rücken? Reißt ihr etwa Witze über ihn?! Verstohlen schielst du zu ihr hin. Ich soll sie stechen! - les ich an deinen Augen ab. Ich seh sie mir jetzt an - doch Vorsicht! Ich darf mich nicht so nah im Gras verstecken. Sie sind so impulsiv, die Riesenkinder! Sie sehen was und springen auf mit ihren blanken, festen Füßen und rennen hin: Zack, bist du totgetreten! Ich bleibe in der Luft. Die Riesenmünder kichern frech und blecken weiße Schneidezähne. Zwei sind so groß wie ich. Tropfen, groß wie mein Kopf, perlen ihre Haut hinunter. Sie waren zusammen im Wasser. Da, wo das Schulterblatt sich regt, da kommt sie mit der Hand schlecht hin. Da stech ich Aaaaaah - wie mein Stachel sich leert! Gott, du hast Angst in die Lust gemischt. Es muss so schnell gehn: Klatsch, bist du tot! Schenkst du mir, lieber Gott, ein zweites Wespenleben, in dem das nicht so ist, wenn ich mein Wespentum treu deinem Plane lebe?
Heh, heh, die tolle Freundin ist kreischend weggelaufen und glotzt wie aufgescheucht im Luftraum rum, als ob ich sie umkreise! Eine feine Freundin, echt, hast du da für deine Abenteuer! Trost und Schutz gibt's nur beim Vater. Er hält dich fest in seinen Armen und streichelt dich. Mal näher hin: Du weinst ja! Ach, von deinen Kullertränen würd ich gerne naschen! Aber du sollst ja keine Angst in seinen Armen haben. Was guckst du denn so böse, Riese? Ich tu euch nichts, nur gucken! Die Schwellung gucken. Die ist so groß wie ich. Was wirst du denn so wild? He, lass die Zeitung liegen! He, he, he, he, ich bin dein Freund und Helfer, hab dir dein Kind in die Arme getrieben! Zum Dank schlägst du mich tot? Ich hab doch auch eine Seele und mir kommt Würde zu!