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Die repräsentative Moschee, die von der türkischen Ditib in Köln-Ehrenfeld geplant wird, beunruhigt die Baumeisterin des Kölner Doms Barbara Schock-Werner besonders mit ihren Minaretten, die ihr zu hoch sind. In einem Interview im Kölner Stadtanzeiger meint sie:

"Aber ich würde Ditib empfehlen, nachzudenken, ob die Minarette 56 Meter hoch sein müssen oder ob nicht etwa 35 Meter reichen. Die geplante Höhe finde ich zu anspruchsvoll. Wir haben ja eine christliche Tradition in der Stadt. Ob die Moschee derart triumphierend daher kommen muss, sollte überdacht werden."

56 Meter hoch, kommen die Minarette also zu triumphierend daher. Frau Dombaumeisterin, Sie sitzen im Glashaus! Ihr Dom, den die Kölner 1248 begannen, war mit solch gigantomanischen Ausmaßen geplant, dass er das größte Gotteshaus der Welt werden sollte, aber jahrhundertelang unvollendet blieb, weil die Errichtung des Umgetüms die finanziellen Mittel der Kölner schlicht und einfach überstieg, obwohl die Stadt nicht arm war, was zum Beispiel ihre vielen stattlichen romanischen Kirchen beweisen. Erst nachdem Deutschland vereinigt war, konnte die geballte Finanzkraft der Nation ihn 1880 vollenden. Der unfertige Dom mit dem Baukran auf dem Südturm, der wie auch der Nordturm noch nicht kühn in die Höhe ragte, war Symbol für die ebenfalls noch unfertige, noch nicht vereinigte deutsche Nation. In einem vaterländischem Erdkundebuch von 1904 hieß es:

"Ungesucht springt die Parallele zwischen der Geschichte des Kölner Domes und derjenigen Deutschlands in die Augen. Mit den Geschicken des Vaterlandes schwankt auch dasjenige des Domes auf und nieder. Einer ersten Glanzperiode verdankt er seine Inangriffnahme, einer zweiten seine Vollendung. Die Aufgabe erscheint als eine so große, dass nur ein mächtiges, einiges Volk ihr gewachsen war. Jahrhundertelang herrschte in Deutschland die trübe Anschauung, dass, wie der Kölner Dom, so auch das Deutsche Reich nie ausgebaut werden könne. Doch Gott sei gedankt! Durch Nacht ging es zum Licht! Wohl niedergeworfen, aber nicht ertötet war des deutschen Volkes Urkraft! Glanzvoll ist das  R e i c h  erstanden; wie ein Wunderbau hat sich der  K ö l n e r  D o m  erhoben, in seiner Kraft und Schönheit ein Symbol des Volkes, das ihn baute."
(H. Harms: Vaterländische Erdkunde. 6. Auflage. S. 172)

Ganz schön triumphierend kam er daher mit seiner damals unübertroffenen Höhe von 156 Metern, Frau Schock-Werner, und da gönnen Sie den Türken die 56 Meter ihrer Minarette nicht! Empfinden Sie als zu triumphierend. Das verlangt eine Erklärung. Nicht für mich,  nicht für unsere europäischen Zeitgenossen, denn ein allgemeines Unbehagen an Minaretten liegt in der Luft, in der Schweiz zum Beispiel schwelt ein regelrechter Minarettstreit. Aber sollte in hundert Jahren jemand das Interview lesen, dürfte er die Angst der Baumeisterin des 156 Meter hohen Kölner Doms vor den 56 Meter hohen Minaretten kaum verstehen. Wie müsste man es ihm erklären?
Es hat mit des „deutschen Volkes Urkraft“ zu tun, die das Zitat aus dem vaterländischen Erdkundebuch stolz erwähnt. In ihrem Zeichen erhob sich der Dom. Heute ist sie dahin. Wir Deutschen vergreisen, unser Volkskörper ist alterschwach geworden, ohne Einwanderung wirtschaftlich und sozialstaatlich nicht lebenstüchtig, ein Pflegefall. Weder ein Blick empor zu den Turmspitzen noch Gottesdienste mit immer mehr zusammenschrumpelnden und vergreisten Besuchermengen können da trösten.
Von Sigmund Freud wissen wir, dass jedes längliche Gebilde, zum Beispiel ein Pfeil, ein Kugelschreiber, ein Turm, von unserem Unterbewusstsein zum Phallus-Symbol gemacht werden kann. Und für die Dombaumeisterin und viele andere Europäer, denen Moscheen Unbehagen einflößen, sind solche Minarette Phallussymbole – sie verkörpern die Zeugungskraft der Türken: ihre Geburtenziffern sind beneidenswert, ihr Volkskörper ist vom Greisenalter noch weit entfernt, mit ihrer Volkskaft können wir nicht konkurrieren.
Selbst wenn es uns Deutschen gelänge, durchzusetzen, dass sich die Minarette in Köln-Ehrenfeld nur 35 Meter erheben, wäre das nur eine kosmetische Korrekur, die unser eigentliches Problem, das Versiegen unserer biologischen Fruchtbarkeit, nicht aus der Welt schafft. Sehen wir der Realität ins Auge: Die Minarette sollen wie geplant 56 Meter hoch werden.


   
 
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